von Daniel Berlin (Tageblatt):
STADE/FREDENBECK. Die Handball-Abteilungen des VfL Fredenbeck und des VfL Stade gründen zum 1. April 2020 die Jugendspielgemeinschaft Fredenbeck/Stade (JSG). Die beiden Clubs wollen gemeinsam ihre Nachwuchsarbeit optimieren.
Die Vereine verfolgen das gemeinschaftliche Ziel, von der E-Jugend bis zur A-Jugend bei den Mädchen und den Jungen jeden Jahrgang zu besetzen. Dabei wollen sie vor allem in der A- und in der B-Jugend sowohl mindestens eine Leistungsmannschaft stellen, als auch den Breitensport bedienen. Denn die aktuellen Zahlen des Niedersächsischen Handballverbandes aus der Saison 2019/2020 belegen, dass sich die Anzahl der Mannschaften von der D-Jugend bis zur A-Jugend um die Hälfte reduzieren. Diesem Trend wollen die Stader und die Fredenbecker breit aufgestellt entgegenwirken.

Leistungshandball und Breitensport

Es gebe viele Gründe, warum 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis zum A-Jugendalter wegbrechen: Gesellschaftliche Entwicklungen sind das eine. Ein Verein, der für die Freizeithandballer keinen Breitensport und für die Ambitionierten keinen Leistungssport anbieten könne, habe allerdings noch schlechtere Karten. „Das kann kein Verein alleine. Spieltechnisch ist eine JSG das ideale Konstrukt für Vereine, die sich gut kennen und so nahe beieinanderliegen“, sagt Sven Klette-Matzat, Abteilungsleiter beim VfL Stade. Der Funktionär erklärt das Erfolgsrezept einer JSG anhand einer Pyramide. Mindestens fünf E-Jugendmannschaften seien nötig, um später mindestens eine A-Jugendmannschaft im Leistungs- und im Breitensport zu stellen. Die Einzugsgebiete der beiden Vereine seien groß genug, um genügend Kinder zu erreichen, damit diese Rechnung aufgeht.

Haben die Gründung der JSG auf den Weg gebracht : Gunnar de Buhr (Vizepräsident VfL Stade), Jörn Euhus (Vorsitzender VfL Fredenbeck), Sven Schröder (Schatzmeister Fredenbeck, oben von links), Sven Klette-Matzat (Abteilungsleiter Stade) und Lars Müller (2. stellvertretender Vorsitzender Fredenbeck, unten von links).
Das Modell sieht vor, dass die Trainer den Mädchen und Jungen ab dem C-Jugendalter offerieren, ob sie besser im Leistungshandball oder im Breitensport aufgehoben sind. Bis zur D-Jugend unterscheidet die JSG dabei nicht. Bis zu diesem Alter ändert sich deshalb nicht viel. „Die örtlichen Grundstrukturen bleiben bestehen. Und wir wollen auch die sozialen Strukturen nicht auseinanderreißen“, sagt VfL-Vizepräsident Gunnar de Buhr. Spätestens ab der B-Jugend, so sagt es das Konzept, erfahren die ambitionierten Talente dann eine entsprechende Förderung.

2003 gab es schon einmal eine Kooperation

In den Pool von jungen Handballern bringt der VfL Fredenbeck aktuell 200 Mädchen und Jungen ein. Ein echtes Wachstum bei den Zahlen gibt es seit Jahren nicht. Im VfL Stade sind 150 organisiert. 15 Mannschaften stellt derzeit der Geestclub. Sieben kommen aus der Stadt. Drei Teams aus Fredenbeck agieren in der höchsten Spielklasse des Landes Niedersachsen, der Oberliga. Stade spielt vornehmlich auf Regionsebene. Alle Mannschaften werden auch unter dem neuen Namen JSG Fredenbeck/Stade in ihren Ligen bleiben, die sportliche Qualifikation vorausgesetzt.
Das Modell der Kooperation zwischen den beiden Vereinen ab dem C-Jugendalter ist nicht neu. Im Jahr 2003 waren beide Clubs schon einmal eine Zusammenarbeit eingegangen. „Sportlich war das nicht unerfolgreich. Aber es gab einige Webfehler“, sagt Klette-Matzat. Vor allem in der Durchlässigkeit. Ein talentierter D-Jugendlicher beispielsweise hatte keine Möglichkeit, im höheren Jahrgang zu spielen. Das neue Modell bietet diese Chance. Die handelnden Personen haben in den vergangenen zwölf Monaten behutsam ihre Argumente vorgebracht und vor allem Trainer und Betreuer überzeugt, sagt der zweite stellvertretende Vorsitzende des VfL Fredenbeck, Lars Müller.

Keine zusätzlichen Kosten für Stammvereine

Dass in fünf, sechs Jahren die Erwachsenen-Mannschaften von der JSG profitieren und Talente in die Frauen- und Männerteams streben, sei ein guter Nebeneffekt, stehe aber nicht hauptsächlich im Fokus, sagt de Buhr. Das ergebe sich automatisch, wenn das Konzept funktioniere. Die Wirtschaft scheint die JSG-Gründung mit Wohlwollen zu verfolgen. „Gute Signale“ für eine Unterstützung durch die Sponsoren habe es schon gegeben, sagt Klette-Matzat. Auf die beiden Stammvereine kämen durch die Kooperation keine zusätzlichen Kosten zu, erklärt der Schatzmeister des VfL Fredenbeck, Sven Schröder.

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