Die Handballerinnen des VfL Stade dominieren die Oberliga. Die Meisterschaft ist vier Spieltage vor Schluss in Sicht, die Qualifikation für die 3. Liga greifbar. Da kommt die Nachricht, auf den Aufstieg zu verzichten, überraschend.

Stade. Der VfL Stade wird nicht um den Aufstieg in die 3. Liga spielen. Der Trainer der Oberligamannschaft, Dennis Marinkovic, bestätigte jetzt die Entscheidung und nannte die Gründe.

Als möglicher Meister der Oberliga Nordsee wäre der VfL Stade für die Aufstiegsrelegation für die 3. Liga gesetzt. Die Mannschaft hat vier Spieltage vor Schluss fünf Punkte Vorsprung auf den Verfolger TuS Jahn Hollenstedt. Ganz kurz habe der Verein überlegt, so Marinkovic, die Aufstiegsspiele, bei denen sich zwei von vier Mannschaften für die 3. Liga qualifizieren, zu bestreiten. Aber der Deutsche Handballbund (DHB) hätte den VfL mit einer „saftigen Strafe“ belegt, wenn er trotz einer möglichen erfolgreichen Qualifikation den Aufstieg dann nicht wahrgenommen hätte.

3. Liga ist extrem teuer

Viel entscheidender für den Verzicht sind laut Marinkovic aber folgende Argumente: „Für das Team würde ein Aufstieg in die 3. Liga einen extrem großen Umbruch bedeuten“, sagt der Trainer. Der VfL müsse „eine gut funktionierende Mannschaft auseinanderreißen“. Außerdem sei es schwierig, junge Spielerinnen in der 3. Liga weiterzuentwickeln, weil die Liga einfach zu stark sei. „Es sei denn, die Punkte sind zweitrangig. Aber dafür ist die Liga extrem teuer“, sagt Marinkovic.

Im vergangenen Sommer reduzierte der DHB die Anzahl der Drittligastaffeln von fünf auf vier. Am Ende dieser Saison werden aus den vier Staffeln nur noch drei. Schon heute fahren Drittligisten aus dem Norden nach Frankfurt/Oder, Zwickau oder Thüringen. Allein die Reisekosten würden für einen Verein wie dem VfL Stade 25.000 bis 30.000 Euro betragen, schätzt Dennis Marinkovic.

Um in einer 3. Liga sportlich zu bestehen, müsste der VfL Stade drei, vier Top-Spielerinnen verpflichten, womöglich sogar entsprechend bezahlen. Drei, vier aktuelle Spielerinnen würden den Aufwand scheuen. Unterm Strich spricht Marinkovic von dann acht, neun Neuzugängen. Der Charakter, der die Mannschaft in den vergangenen Jahren so geprägt hat und erfolgreich machte, wäre dahin. „Wir wollen nachhaltig arbeiten und kein Risiko eingehen“, sagt Marinkovic. Denn trotz eines möglichen Kraftaktes hätte der VfL nicht die Gewissheit, die 3. Liga auch halten zu können.

Regionalliga-Qualifikation in der Tasche

Der VfL Stade sagt also jetzt schon den „großen Aufstieg“ ab. Allerdings nicht den „kleinen“. Denn die Reform der Ligen im Frauenhandball sieht auch vor, in der Saison 2024/25 eine neue Regionalliga zwischen der 3. Liga und die Oberliga einzuführen. Die Qualifikation für die Regionalliga hat der VfL als eine der drei besten Mannschaften der Oberliga bereits in der Tasche.

Wenn jetzt noch die zweite Stader Mannschaft den Aufstieg von der Landesliga in die Oberliga schafft, greift das künftige Konzept des VfL. Denn der Verein will seinen Talenten, die in einer Jugendspielgemeinschaft mit dem VfL Fredenbeck ausgebildet werden, möglichst viele Perspektiven bieten. Je eine Mannschaft in der Regional- und der Oberliga wäre solch eine Perspektive. Als dritte Option bliebe noch die Frauenmannschaft von Kooperationspartner VfL Fredenbeck in der Landesliga.

Sieben Spielerinnen in zwei Ligen

Die zweite Stader Mannschaft in die Oberliga zu hieven, sei schon schwer genug, sagt Marinkovic. Schon jetzt ist die Personaldecke dünn. Sieben Spielerinnen bestreiten Spiele in der ersten und in der zweiten Mannschaft. Die Doppelbelastung sei hoch. Zudem trainiert Dennis Marinkovic gemeinsam mit Veronika Zoller die zweite Mannschaft.

Marinkovic verkündete bereits einen Neuzugang für die nächste Saison. Mieke Klintworth wechselt vom SV Werder Bremen zum VfL Stade. Die abwehrstarke Rückraumspielerin ist in Fredenbeck groß geworden.

Stützen der Mannschaft wie Lisa Prior und Julia Wichern werden bleiben. Lara Witt und Chantal Laskowski wechseln in die zweite Mannschaft.

Quelle: Stader Tageblatt

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