Dafür hat sie immer mehr trainiert als andere. Dafür hat sie noch Dutzende Bälle aufs Tor geworfen, wenn ihre Kolleginnen schon in der Kabine waren. Handballerin Selina Jopp vom VfL Stade schafft den Sprung von der Oberliga zu diesem Zweitligisten.

Damals beim MTV Himmelpforten war Handball für Selina Jopp vor allem eines: Spaß. Werfen und rennen mit den Freundinnen. Zusammen etwas unternehmen. Ab der D-Jugend, erzählt die heute 20-Jährige, habe sie gemerkt, dass Handball nicht nur Hobby ist. „Ich wollte gut spielen, nicht einfach nur so“, sagt Jopp. So entstand der Traum von der Bundesliga.

Der Manager des Zweitligisten HL Buchholz 08-Rosengarten, Sven Dubau, bekam einen Tipp aus Buxtehude. „Schau dir doch mal Selina Jopp vom VfL Stade an“, riet der Experte vom Kooperationspartner. Und Dubau schaute. Er erlebte ein Oberliga-Spiel des VfL Stade, in dem Selina Jopp auf Linksaußen zehn Tore erzielte. So eine treffsichere und vor allem schnelle Spielerin passte offenbar genau in das sportliche Konzept des Zweitligisten.

Rosengarten will mehr Tempo im Spiel

„Sie ist jung und talentiert. Und irre schnell. Genau das haben wir gesucht“, sagt Dubau. Die HL Buchholz 08-Rosengarten wollen gerade auf den Außenbahnen mehr Tempo ins Spiel bringen. An Jopps Technik und am Wurfrepertoire könne Trainer Dubravko Prelcec noch arbeiten. Zwei Jahre hat er dafür Zeit. Jopp unterschrieb einen Vertrag bis Sommer 2026.

Jopp lernte das Handballspielen in Himmelpforten. Vom MTV wechselte sie in die Talentschmiede der JSG Fredenbeck/Stade. Im Spätsommer 2022 zog Trainer Dennis Marinkovic Jopp in den Kader der ersten Frauenmannschaft hoch. Jopp spielte mit gerade mal 18 Jahren in der 3. Liga, erlebte den Abstieg des VfL Stade mit und danach eine souveräne Saison mit der Oberliga-Meisterschaft.

In der Liste der Torschützinnen der Oberliga Nordsee steht Jopp mit 114 Treffern auf Platz 21. Sie ist die drittbeste Werferin ihres Vereins. Sie markiert im Schnitt pro Begegnung fünf Tore. Am liebsten mag sie die schnellen Tempogegenstöße. Die Konkurrenz in der Oberliga kann mit ihrem Speed nicht mithalten.

Rosengarten fehlt das Geld für die 1. Liga

Ab nächstem Sommer wird Speed allein nicht mehr reichen in einer Mannschaft, die „oben mitspielen will“ in der 2. Handball-Bundesliga. HL-Manager Dubau rechnet vor, dass ein Erstligaverein mindestens eine halbe Millionen Euro im Budget haben müsse, dazu gute Infrastruktur. Solange Buchholz-Rosengarten das nicht leisten kann, will das Team eben eine sehr gute Rolle in Liga zwei spielen.

Selina Jopp wird ihr Leben umstellen müssen, sie wird jetzt noch mehr trainieren und an den Wochenenden nicht nach Lüneburg oder Tostedt zum Auswärtsspiel fahren, sondern nach Mainz, Freiburg oder Leipzig. Ende Juli endet ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Fredenbeck. Neben dem Handball wird sie vielleicht eine Ausbildung zur Physiotherapeutin beginnen. Respekt habe sie vor der 2. Liga, Angst nicht. „Rosengarten hat mich ja nicht umsonst gefragt“, sagt Jopp.

Jopp hatte beim VfL Stade schon zugesagt

Das Probetraining habe ihr schon gefallen, erzählt die 20-Jährige. Sie geht den ambitionierten Schritt zwei Etagen höher im deutschen Handball. „Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich bin jung. Ich muss es ausprobieren“, sagt Jopp.

So ähnlich sieht es auch ihr aktueller Trainer beim VfL Stade, Dennis Marinkovic. Der musste wahrscheinlich erst mal schlucken, als Jopp ihm vom Wechsel erzählte, weil er sie in der nächsten Saison in der Regionalliga schon fest auf Linksaußen eingeplant hatte. „Das ist schon bitter für uns. Aber du darfst Selina die Möglichkeit nicht verbauen“, sagt Marinkovic.

Jopp habe in den letzten eineinhalb Jahren „einen Riesenschritt gemacht“. Nicht nur sportlich. Jopp sei auch charakterlich ein feiner Mensch. Marinkovic: „Sie muss die Chance wahrnehmen.“

Quelle: Stader Tageblatt

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