Nicola Augustin aus Stade tauscht die Polizeiuniform mit dem Torwarttrikot und führt die Hamburger Auswahl an. Die Deutsche Meisterschaft ist nicht ihr einziger Traum.
Stade. Torhüterin Nicola Augustin macht am Ende der Saison beim Handball-Regionalligisten VfL Stade Schluss. Die 36-Jährige stand lange in der ersten Mannschaft zwischen den Pfosten, erlebte Auf- und Abstiege und galt als Mentalitätsbestie. „Ich will nicht mehr den Druck haben“, sagt Augustin. Ob sie sich der zweiten Mannschaft anschließt, steht noch nicht fest.
Training und Arbeit waren in den vergangenen Monaten schwer vereinbar. Augustin fehlte oft beim Training. Ihre Wache unterstütze sie nach Kräften und tausche Dienste, damit sie wenigstens an den Spieltagen mit dem VfL auflaufen könne, sagt die Torhüterin. Einige Höhepunkte stehen im sprichwörtlichen Herbst ihrer Karriere aber noch an.
Deutsche Polizei bei EM Titelverteidiger
In der Regionalliga spielt der VfL Stade um die Meisterschaft und den Aufstieg in die 3. Liga. Nicola Augustin arbeitet in Hamburg als Polizistin und fährt mit der Polizeiauswahl zu den Deutschen Polizeimeisterschaften, die vom 10. bis zum 14. März in Bensheim stattfinden.
Und dann steht im September die Europameisterschaft der Polizei-Nationalmannschaften in Ungarn auf dem Programm. Deutschland ist Titelverteidiger. Noch ist Augustin nicht im Kader. Aber träumen darf erlaubt sein. „Das wäre das i-Tüpfelchen“, sagt sie.
Nachdem Augustin während der Corona-Pandemie die unsichere Arbeit im Reisebüro aufgab und eine Laufbahn bei der Polizei einschlug, habe sie sich einen Traum erfüllt. Aktuell arbeitet sie als Schutzpolizistin in Harburg. Mit einem Studium peilt sie den gehobenen Dienst und eine Laufbahn als Kommissarin an. In den Handballkader der Hamburger Polizeiauswahl zu kommen, war leichter.
Polizei-Trainer spielte einst für SV Beckdorf
„Torhüterinnen gibt es nicht wie Sand am Meer“, sagt Augustin. Bei einem dreitägigen Sichtungstraining habe sie „einen Sahnetag erwischt“. Mittlerweile ist Augustin die Kapitänin der Hamburger Auswahl. Ihr Trainer Marek Werner schätzt die Mentalität seiner Torhüterin. „Sie ist lebenserfahren. Sie macht zwischendurch wichtige Ansagen“, sagt der Coach.
Marek Werner spielte übrigens ein Jahr lang beim SV Beckdorf in der 3. Liga. Er kam damals aus Baunatal in die Mannschaft des damaligen Trainers Lars Dammann und stieg mit Beckdorf in die Oberliga ab. Heute spielt der 30-Jährige in der Hamburger Landesliga.
Polizei verliert Testspiel gegen VfL Stade
Seine Auswahl bezeichnet der Polizist als „junge, dynamische und spielfreudige Truppe“. „Das Handballspielen brauche ich ihnen nicht mehr beibringen“, sagt Werner. Die wenige Zeit vor Meisterschaften nutzt die Auswahl, um sich aneinander zu gewöhnen. Die Hamburgerinnen bestritten sogar schon ein Testspiel gegen den VfL Stade. Augustin verlor im Tor der Polizeiauswahl gegen ihren Heimatverein.
„Für Hamburg ist allein schon die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft krass“, sagt Nicola Augustin. Die Auswahl qualifizierte sich nach einer knappen Niederlage gegen Schleswig-Holstein und einem Sieg gegen die Bundespolizei in der Vorrunde für die Titelkämpfe in Bensheim.
Augustin identifiziert sich mit ihrem Job
In der Gruppe 2 treffen die Hamburgerinnen auf die Auswahlen aus Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. In den meisten Kadern tummeln sich Spielerinnen, die in ihren Heimatvereinen in der 3. Liga, der Regionalliga oder der Oberliga antreten. Nicola Augustin ist bis in die Haarspitzen motiviert. Nicht nur, weil sie ungern verliert. Vor allem, weil sie sich mit ihrem Job identifiziere.
Außerdem wird sich bestimmt die Trainerin der Polizei-Nationalmannschaft in Bensheim die Ehre geben. Sie beobachtete bereits die Hamburger Spiele in der Qualifikation. Augustin will sich empfehlen.
Quelle: Stader Tageblatt