STADE. Der Handball-Drittligist VfL Stade ist in der ersten Runde des DHB-Pokals gegen den Ligarivalen vom SV Henstedt-Ulzburg ausgeschieden. Aber die 20:26-Niederlage gibt Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison. Schließlich ist Henstedt nicht irgendwer.
Klammheimlich kleben drei Stader Spielerinnen, die nicht im Kader des Aufsteigers stehen, direkt vor dem Anpfiff ein großes Plakat an die Hallenwand hinter der Trainerbank. Es tönt epische Musik aus den Lautsprecherboxen. VfL-Trainerin Trula Diminidis hält in der Kabine gerade die Ansprache und schwört ihr Team auf die bevorstehenden 60 Minuten gegen den SV Henstedt-Ulzburg ein, den Dritten der Vorsaison in der Dritten Liga Nord; ein Verein, der mit dem Aufstieg in die Zweite Handball-Bundesliga der Frauen liebäugelt.
Auf dem Plakat huldigen die Spielerinnen ihrer Trainerin für den unermüdlichen und 120-prozentigen Einsatz, den sie offensichtlich in der Vorbereitungsphase an den Tag legte. Diminidis weiß nichts von der Aktion. Sie sieht das Plakat erst, als sie das Spielfeld betritt. Sie schaut gerührt aus. Sie lächelt. Aber sie will diese „tolle Geste“ auch ganz schnell wieder aus dem Kopf bekommen, weil sie jetzt, wenn das Spiel beginnt, erstmal fokussiert sein muss.
Inoffizielle Generalprobe
Und fokussiert ist Diminidis, genau wie ihre Spielerinnen. Lara Witts Tor nach einer Minute und sieben Sekunden ist das erste Pflichtspieltor der neuen Saison. Sie legt wenige Sekunden später nach in einer Partie, die der VfL inoffiziell als Generalprobe für die am nächsten Wochenende beginnende Drittligaserie ausgerufen hat. 2:0 für Stade. Die 300 Zuschauer stimmt das jedenfalls optimistisch.
Bis zur 13. Minute hält der VfL eine knappe Führung gegen den Favoriten, verliert dann aber die spielerische Linie im Angriff und den letzten Biss in der Abwehr. 17 Tore wirft Henstedt-Ulzburg bis zur Pause. Stade nur zehn. Katharina Woltjen im VfL-Tor pariert in Halbzeit eins ein halbes Dutzend Hundertprozentige. Der Neuzugang hinterlässt einen guten Eindruck. „Schön, dass ich die Hand an ein paar Bälle bekommen habe“, sagt sie nach dem Abpfiff. Was sie aber am meisten fasziniere beim VfL, sei die Energie vor einem Spiel, diese Stimmung, diese Motivation.
Von der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit abgesehen, besitzt der VfL Stade in der Tat die Energie, dem SV Henstedt-Ulzburg die Stirn zu bieten. Es keimt sogar Hoffnung auf nach dem 14:18-Anschlusstreffer von Kapitänin Mona Hoffmann in der 39. Minute, diese Begegnung noch enger gestalten zu können. Auch wenn den Staderinnen im Angriff nicht alles gelingt, sie werfen sich aber mit allem, was sie haben, in die winzigen Lücken, sie kämpfen um jeden Quadratzentimeter Hallenboden, auch im Liegen, wenn es sein muss. Sie klopfen den Gästen gehörig auf die Finger in der Defensive. Sie stehen gut. Nicola Augustin, die in der Schlussphase für Woltjen zwischen den Pfosten steht, entschärft einen Siebenmeter, einen Tempogegenstoß und einen freien Wurf vom Kreis. Das hebt die Stimmung. Trula Diminidis überlegt kurz vor dem Ende, ob sie noch eine verrückte Taktik auspackt. Aber beim Stand von 20:25 in der 56. Minute lässt sie ihre Spielerinnen machen. Die Begegnung ist entschieden. „Darauf können wir aufbauen“, sagt Julia Wichern, die vier Tore beigesteuert hat. Die Einstellung sei richtig gut gewesen.
Trula Diminidis ordnet das verlorene Pokalspiel in die Kategorie lehrreich ein. Sie gehe jetzt zuversichtlich in die Saison und mache sich berechtigte Hoffnung, dass ihre Mannschaft bestehen werde. Nur die Verletzung von Melanie Schliecker habe das Team in der ersten Halbzeit aus dem Konzept gebracht. Die ehemalige Nationalspielerin in Diensten des VfL verdrehte sich bei einer unglücklichen Aktion das Knie. Eine schnelle Untersuchung soll Klarheit über das Ausmaß der Verletzung bringen.
Eines muss Trula Diminidis aber noch rauskriegen. Wer auf die Idee mit dem Plakat kam. „Ich war sprachlos“, sagt sie. Damit könne ja keiner rechnen. Das sei ja eher was für den kleinen Kreis. Das Plakat haben die Spielerinnen kreiert, obwohl Trula Diminidis sie in der Vorbereitung wochenlang geschliffen hat. „Oder gerade deshalb“, sagt die Trainerin und lächelt.

Rührende Geste: Vor dem Anpfiff bedanken sich die Spielerinnen bei Trainerin Trula Diminidis mit einem Plakat.
Die Statistik
VfL Stade: Augustin, Woltjen, Kaiser 5, R. Burandt 1, Klinkmann, Dietrich, M. Ankersen, Hoffmann 3/1, T. Schliecker 1, Wichern 4, Witt 5, M. Schliecker 1.
Siebenmeter: VfL 2/1 – SV 8/7
Zeitstrafen: VfL 5 – SV 4
Zuschauer: 300
Nächstes Spiel: Buxtehuder SV II – VfL Stade (So., 10. September, 15 Uhr, Halle Nord)
 
Quelle: Tageblatt – Daniel Berlin

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