STADE. Die Torhüterin des Handball-Drittligisten VfL Stade, Elena Brückner (33), hat schicksalhafte Tage hinter sich. Nicht weniger als ihre sportliche Karriere stand auf dem Spiel.
Freudestrahlend verließ Elena Brückner am Dienstag dieser Woche das Sprechzimmer des Knie-Spezialisten Dr. Wolfram Körner im Elbe Klinikum in Buxtehude. Körner hat grünes Licht gegeben. Die 33-Jährige darf wieder Handballspielen. Nach einem Knorpelschaden im Knie, den sie sich im Januar zugezogen hatte und der Operation im April und erst recht mit ihrer medizinischen Vorgeschichte war das gar nicht so sicher. Kreuzband, Meniskus, Knorpel. Elena Brückner ließ keine schwere Verletzung aus. Jetzt muss sie wieder laufen lernen.
Trotz ihrer Verletzung verbrachte Elena Brückner fast alle Trainingseinheiten bei der Mannschaft, sie schrieb bei Spielen auf der Trainerbank die Statistik, half dem Trainerstab bei Organisatorischem oder postete in den sozialen Netzwerken Neuigkeiten rund um den VfL. Beim Training schlug sie ihr Lager in der Abseite auf. Auf einer Matte spulte sie ihre Stabilisationsübungen ab, während die anderen Handball spielten. Da geriet es für die Verletzte schon zum Höhepunkt des Abends, wenn sie im Stehen mal ein paar Pässe werfen durfte. Mit einem Auge hatte sie ihre Mannschaftskolleginnen immer im Blick. „Schrecklich. Seit Januar durfte ich nur Radfahren und Kraulschwimmen. Und Kraulen kann ich nicht. Da gehe ich unter“, sagt Elena Brückner. Ihren Sinn für Humor hat sie behalten. Angst hatte sie nur vor dem Termin bei Dr. Körner.
Ein positiver Geist
Trainerin Trula Diminidis bewundert, dass Elena Brückner immer gut drauf ist, immer lächelt, „ein positiver Geist“ ist. „Solche Leute braucht eine Mannschaft“, sagt Diminidis. Eine wie ihre Torhüterin sorge für ein leistungssteigerndes Umfeld. Nicht die Torjägerin sei am wertvollsten für ein Team.
Elena Brückner spielt Handball seit ihrem 13. Lebensjahr. Vorher war sie Leichtathletin. Beim TSV Wiepenkathen spielte sie im linken Rückraum, bis sich die Handballabteilung auflöste. Nach ihrem Wechsel zur damaligen HSG Stade stellte sie sich erstmals ins Tor, weil sie nach ihrem ersten Kreuzbandriss die typischen Bewegungen einer Feldspielerin fürchtete. Dabei blieb es.
Die Staderin gehörte zur legendären Mannschaft, die vor einigen Jahren den Durchmarsch von der Kreisoberliga in die damalige Regionalliga schaffte. „Handball ist mehr als ein Sport“, sagt Elena Brückner. Sie verbringe so viel Zeit in der Sporthalle, dass die Mannschaft Familie geworden sei und die Spielerinnen Freunde.
Einiges aufzuholen
Sechs Wochen lang wird Elena Brückner jetzt Ausdauer und Kraft trainieren. Danach erst kommt die Technik einer Torhüterin, woran sich ihr Körper im besten Fall erinnern wird. Drei Torhüterinnen stehen derzeit im Stader Kader. „In sechs Wochen bin ich dann Nummer vier“, sagt Elena Brückner. Realistisch sei sie. Über Einsätze in der zweiten Mannschaft wolle sie sich wieder herankämpfen, sich Sicherheit holen und schließlich in der Rückrunde wieder in der Dritten Liga Nord zwischen den Pfosten stehen.
Elena Brückner hat einiges aufzuholen. Nicht nur im sportlichen Sinne. Denn während das Team in den vergangenen Wochen im Zuge der Vorbereitung zusammengewachsen ist, stand sie meistens am Rand und war nicht richtig dabei. „Ich habe nicht gemeinsam mit den Mädels gelitten“, sagt Elena Brückner. Das wird sich jetzt ändern. Elena Brückner wird leiden. Trainerin Trula Diminidis und Physiotherapeutin Nadin David haben längst einen Trainingsplan erstellt.
Quelle: Tageblatt – Daniel Berlin
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