Quelle: Tageblatt von Daniel Berlin
Die Handballerinnen des VfL Stade bestreiten am Sonnabend ab 17.30 Uhr in der Sporthalle des Vincent-Lübeck-Gymnasiums ihr erstes Heimspiel. Mit Nicola Augustin zwischen den Pfosten steht nur eine einzige Torhüterin bereit. Das ist ein Problem.
Der Verein versuchte in den vergangenen Wochen alles, um irgendwie an eine zweite Torhüterin zu kommen. Trainer Dennis Marinkovic streckte seine Fühler aus, die Spielerinnen ebenso. In den sozialen Netzwerken startete der VfL einen Aufruf. Nichts half. Ein paar Kandidatinnen gab es. Aber es hagelte nur Absagen.
„Das frustet einen“, sagt Marinkovic. Die Qualität im Training leide enorm. Taktiken könne die Mannschaft kaum spielnah einüben, höchstens in der Theorie auf der Taktiktafel oder in Testspielen. Was allerdings noch schwerer wiege, seien die Risiken im Spiel. „Nicola darf sich nicht verletzten“, sagt Marinkovic. Und sie dürfe keinen schlechten Tag erwischen.
Auswechslung kann gut tun
Bekommt eine Torhüterin während eines Spiels keine Hand an den Ball, reagieren die Trainer oder die Spielerinnen selbst in der Regel. Dann tut eine Auswechslung gut. Die Torhüterin kann sich mal zehn Minuten in Ruhe das Wurfverhalten der Gegnerinnen anschauen, um dann neu justiert wieder ins Spielgeschehen einzugreifen. „Mal eben auswechseln geht bei uns nicht“, sagt Dennis Marinkovic. Er könne als Trainer nicht reagieren.
Die akute Personalnot habe sich in dieser Form nicht angekündigt, sagt Marinkovic. In der vergangenen Saison standen noch zwölf Feldspielerinnen und drei Torhüterinnen im Kader des VfL. Torhüterin Katharina Woltjen verließ den Club im vergangenen Winter. Elena Brückner beendete nach einer erneuten Verletzung ihre Karriere. „Das war ein Schuss vor den Bug“, sagt Marinkovic.
A-Jugend existiert im Verein nicht mehr
Eine A-Jugend existiert im Verein nicht mehr, die B-Jugend hat sich kurz vor der Saison abgemeldet. So konnte der VfL nicht einmal eine 15- oder 16-Jährige mit Sondergenehmigung ins Tor der ersten Frauenmannschaft stellen. Manchmal unterstützt Kim Tappert aus der zweiten Mannschaft das Oberliga-Team. In allergrößter Not steht Kristina Teske bereit.
Im Bremer oder Hamburger Umland bräuchte er gar nicht nachfragen, sagt Dennis Marinkovic. Diese Regionen seien mit Oberliga-Mannschaften gespickt. In unterklassigen Teams scheuen die Spielerinnen offenbar die Herausforderung. Da wechsele keine Spielerin den Verein. Was Marinkovic bei der ersten Absage mit einem Lächeln nahm, war die Tatsache, dass die Spielerinnen nicht nach Stade kommen wollten, weil in der Sporthalle des Vincent-Lübeck-Gymnasiums Haftmittelverbot herrscht. Mittlerweile werde er „bei solchen Absagen wahnsinnig“.
Besserung in Sicht
Besserung ist in Sicht. Der Landkreis als Besitzer der Halle hat am Donnerstag auf TAGEBLATT-Nachfrage eingeräumt, dem VfL eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen, wenn der Verein die Reinigung in den Griff bekomme. Auch die Anzahl der Feldspielerinnen werde sich beim VfL demnächst auf zehn verringern. Unter anderem geht Viviane Burandt im Oktober in die Schweiz.
In den nächsten drei Jahren müsse der Verein für seine Oberliga-Mannschaft nach externen Talenten Ausschau halten, sagt Marinkovic. Mit den langfristigen Perspektiven beschäftige sich längst die Führungsetage des Clubs. Erst ab der C-Jugend abwärts sei der VfL Stade wieder gut besetzt. Bis die Kinder bei den Erwachsenen mitspielen dürfen, dauert es noch einige Jahre.
Bleibt zunächst also Nicola Augustin als einzige Spielerin für die Schlüsselposition zwischen den Pfosten. „Ich muss funktionieren“, sagt Augustin. Sie lege ihre beruflichen Termine derzeit um den Handball herum. Alles sei auf den Sport ausgerichtet. Verletzen verboten. Auswechseln nicht möglich. Denkpause – keine Chance.
Augustin fehlt die Konkurrenz
„Mir fehlt die Konkurrenz auf meiner Position“, sagt Augustin, die seit gut acht Jahren mit Unterbrechung beim VfL spielt. Vorher lief sie für den VfL Fredenbeck und den MTV Wisch auf. Sie war Teil der erfolgreichen Stader Ära unter Trainerin Trula Diminidis, als der VfL mehrfach aufstieg und es bis in die damalige Regionalliga (heute 3. Liga) schaffte. Konkurrenz würde sie besser machen, sagt Augustin.
Marinkovic nimmt die Situation mit Galgenhumor und sagt, so gebe es wenigstens keinen Stress mit der Verteilung der Spielanteile. Und Augustin? Die schaut im Training bereits, was ihre Kolleginnen so drauf haben, wenn sie beim Fußball mal ins Tor müssen. „Linksaußen Merle Köhlmann macht da eine gute Figur“, wirbt Augustin für ihre Position. Rechtsaußen Rebecca Burandt stand sogar mal in einem Pflichtspiel im Tor und habe ihre Sache gut gemacht.
Die Spiele
Stade trifft am Sonnabend um 17.30 Uhr in der VLG-Halle auf den SV Werder Bremen II. Aufsteiger VfL Horneburg bestreitet ebenfalls ein Heimspiel. Der Neuling muss am Sonntag um 16.30 Uhr gegen den VfL Oldenburg III ran.
Besserung ist in Sicht.

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