Der VfL Stade bereitet sich auf einen emotionalen Abschied vor. Beim letzten Heimspiel der Saison werden langjährige Leistungsträgerinnen verabschiedet – ein Umbruch steht bevor.

Stade. Wenn die Handballerinnen des VfL Stade ihr letztes Heimspiel der Regionalliga-Saison bestreiten, steht vor allem ein würdiger Abschied im Vordergrund. „Wir wollen die Saison ordentlich zu Ende bringen“, betont VfL-Trainer Dennis Marinkovic.

Sein Team führte die Liga 15 Spieltage lang an, erlebte dann jedoch einen Einbruch. Seit der Winterpause gewann der VfL nur drei von acht Spielen. Das Resultat: ein Absturz auf Platz fünf.

Kleiner Kader mit viel Pech

Der Grund für den Leistungsabfall ist offensichtlich: „Dass wir kein Glück hatten, ist noch milde ausgedrückt. Aber das ist die Realität und gehört zum Sport dazu“, gibt sich Marinkovic sportlich. Verletzungen und Krankheiten dezimierten den ohnehin kleinen Kader – und das nicht nur für kurze Zeit, sondern über viele Wochen hinweg, ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase.

Julia Wichern rückt in die zweite Mannschaft. Foto: Struwe

An manchen Trainingstagen standen nur drei bis vier gesunde Feldspielerinnen in der Halle. „Da kann man nur individuell arbeiten, aber sich nicht als Team vorbereiten“, erklärt Marinkovic. Mit Malin PodsLisa Prior und Julia Wichern fielen zeitweise drei der besten Spielerinnen der Liga gleichzeitig aus.

Auch wenn der Traum von der Meisterschaft geplatzt ist, will sich das Team gegen den Wilhelmshavener HV würdig von seinen Zuschauern verabschieden und am letzten Spieltag mit einem Fantross den aktuellen Spitzenreiter BV Garrel ärgern.

Namhafte Abgänge – Müller, Prior und Wichern

Für Lena Marie Müller wird das Heimspiel besonders emotional. Die 24-Jährige verlässt den VfL nach zweieinhalb Jahren. „Ich liebe den Verein. Wir haben eine besondere Zeit erlebt“, betont sie. Die Entscheidung schob sie daher lange vor sich her.

Der Hauptgrund für den Wechsel: die wachsende Belastung. Müller wohnt in Hamburg-Meiendorf und fährt für ein Training fast drei Stunden. Während der Fahrten telefoniert sie per Freisprecheinrichtung mit ihrem Freund oder mit Torhüterin Madlin Baumgarten. „Wir quatschen über Gott und die Welt“, sagt sie.

Lisa Prior zählt zu den besten Spielerinnen des VfL Stade. Foto: Struwe

Wenn der Verkehr nicht mitspielt, kann Müller nur hilflos zusehen, wie die Ankunftszeit des Navis immer weiter nach hinten rückt. Zuletzt drehte sie um, weil sie erst zum Trainingsende angekommen wäre. „Andere nehmen das hin, um sich einen lockeren Abend zu machen“, sagt Marinkovic. „Lena ist viel zu ehrgeizig dafür.“

Die angehende Lehrerin studiert Biologie und Sport und arbeitet bereits an einer Hamburger Schule. Ein zeitaufwendiger Job.

Erst Hochzeit in Indien, dann Handball extrem

Ihre Disziplin bewies Müller eindrucksvoll im Februar: Kaum von einem zweiwöchigen Besuch bei einer traditionellen indischen Hochzeit zurückgekehrt, stürzte sie sich direkt wieder ins Handballgeschehen. „Das war eine einmalige Erfahrung“, sagt sie über die acht Zeremonien voller Riten.

Kaum in Deutschland gelandet, ging es für sie direkt weiter: Vom Flughafen zum Spiel ihres Bruders, am Samstag an die Ostsee zum Coaching ihrer C-Jugend, am Sonntag warf sie dann sechs Tore gegen Hannover-Badenstedt.

Müller hatte beim VfL Alleinstellungsmerkmal

Lena Marie Müller wechselt zur SG Todesfelde/Leezen, dem neuen Meister der Regionalliga Nord. Dem VfL wird ihre Wurfkraft fehlen. „Wenn man spielerisch nicht in die Tiefe kam, konnten wir mit ihr die Brechstange herausholen“, erklärt Marinkovic.

Keine kann beim VfL so aus dem Rückraum werfen wie Lena Marie Müller. Foto: Struwe

Neben Müller verlassen auch die Routiniers Lisa Prior (34) und Julia Wichern (37) die erste Mannschaft und spielen künftig in der Zweiten. Das Spiel war insbesondere auf Wichern und Prior ausgerichtet. „Sie haben den VfL geprägt“, sagt Teammanager Hajo Klintworth. Mit Torhüterin Nicola Augustin hört eine weitere Vereinslegende auf.

Stade wagt Neuanfang

Mit den drei Abgängen verliert der VfL seine besten Torschützinnen, die zusammen fast 19 Treffer pro Spiel beisteuern. Es steht in Stade ein Umbruch an.

Denn auch Trainer Marinkovic gibt nach sieben Jahren seinen Posten ab. Seine Nachfolgerin wird Aleksandra Malmon-Osuch. Sie hat mit Klintworth in Stade den Mädchenhandball aufgebaut und bietet sich perfekt für die Ausrichtung des VfL an.

Der Verein arbeitet an Transfers und wird künftig verstärkt auf die eigene Jugend setzen. Mit Lea von Bargen, Emma Walter und Martha Scharsitzki rücken vielversprechende Talente aus der A-Jugend-Regionalliga nach. „Der Grundstein für die Zukunft ist gelegt. Wir sind auf einem guten Weg“, gibt sich Klintworth optimistisch.

Quelle: Stader Tageblatt

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