Die Handballerinnen des VfL Stade klettern mit einem Sieg an die Tabellenspitze. Und sie schaffen noch etwas Außergewöhnliches.

Stade. Vor dem Tribüneneingang liegen die Tombola-Preise auf einem Tisch. 150 verschiedene sind zusammengekommen. Die Handballerinnen des VfL Stade hatten Freunde und Bekannte angesprochen, Sponsoren, die dem Verein wohlgesonnen sind. Die meisten waren sofort dabei.

Einer spendete sogar ein Balkonkraftwerk. Der SC Magdeburg schickte das Originaltrikot seines Champions-League-Triumphes für eine Versteigerung und den Spielball des Finals gleich mit.

Den Erlös aus dem Verkauf der Lose spendet der VfL Stade zwei Vereinen in Deutschland, die die Forschung des seltenen RETT-Syndroms unterstützen. Die dreieinhalbjährige Mona, Tochter der Stader Regionalligaspielerin Lisa Prior und ihrem Mann Ole, lebt mit dem bislang nicht behandelbaren Gendefekt.

Hilferuf geht in sozialen Netzwerken viral

Vor einigen Wochen starteten Lisa und Ole Prior einen Aufruf, der das Bewusstsein für diese Krankheit schärfen sollte. Eine beispiellose Spendenaktion setzten die beiden damit in Gang. Der Aufruf ging in den sozialen Netzwerken viral. Das TAGEBLATT berichtete.

Ole Prior steht kurz vor dem Anpfiff des Punktspiels des VfL Stade gegen Hannover-Badenstedt auf der Tribüne des Sportcampus und erzählt von seinen Erfahrungen in den vergangenen Tagen. Lisa Prior steht unten auf dem Platz und geht gleich auf Torejagd in der Regionalliga.

Kunden und Sponsoren öffnen Geldbeutel

„In der Region haben wir viel Aufmerksamkeit erhalten“, sagt Ole Prior. Er sei häufig angesprochen worden von seinen Kunden. Prior betreibt ein Whisky- und Tabak-Geschäft in Buxtehude. Die meisten Kunden öffneten auch bereitwillig ihre Geldbeutel.

Eigentlich hatten sich die Priors als Ziel gesetzt, bis zum Jahresende etwa 5000 Euro für die beiden Vereine zu sammeln, die sich mit dem RETT-Syndrom beschäftigen. Mittlerweile rechnet Ole Prior mit dem Vierfachen. Allein am Wochenende nahm der VfL eine Menge Geld ein.

Die erste und zweite Frauenmannschaft generierten am Sonntagvormittag bei einem Minispielfest 1300 Euro. Am Abend während des Regionalligaspiels verkauften die Teams 1300 Lose und brachten es so auf etwa 8000 Euro insgesamt.

VfL Stade kommt schwer in die Partie

Auf dem Spielfeld pfeifen die Schiedsrichter das Spiel des VfL gegen Hannover-Badenstedt an. Stade tut sich schwer in den ersten Minuten. Die Abwehr hat Löcher. Die Absprachen klappen nicht. Vorne funktioniert aber die wichtige Offensivachse Lisa Prior und Julia Wichern. Wichern verwertet Priors Vorlagen.

n der 13. Minute liegt der VfL erstmals in Führung. Die Defensive verbessert sich. Zur Halbzeit steht ein 19:14 auf der Anzeigetafel. Nach dem Seitenwechsel bauen die Gastgeberinnen ihren Vorsprung zwischenzeitlich auf zehn Tore aus. Am Ende klettert der VfL durch den 34:29-Sieg wieder zurück an die Tabellenspitze. Dann beginnt die dritte Halbzeit.

400 Euro für Champions-League-Trikot und Ball

Torhüterin Nikola Augustin moderiert die Verlosung. Fast alle Zuschauer bleiben in der Halle. Trikot und Ball vom SC Magdeburg wechseln bei der Versteigerung für zusammen 420 Euro die Besitzer. Ein Trikot von Emily Bölk geht für 355 Euro weg. Die Kasse für den guten Zweck klingelt. Und Spielerin Lisa Prior tritt sichtlich berührt an das Mikrofon.

„Es ist echt krass, was die erste und zweite Mannschaft in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben“, sagt sie. Spenden und Aufmerksamkeit für das RETT-Syndrom und dessen Erforschung zu schaffen, sei das Beste, was die Menschen tun könnten. „Das macht unser Leben nicht unbedingt leichter. Aber zu wissen, dass die Menschen so helfen, macht das Leben schöner“, sagt Lisa Prior.

Quelle: Stader Tageblatt

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