STADE. Die Trainerin des Handball-Oberligisten VfL Stade hat ausgerechnet, dass der VfL am 11. März mit einem Heimsieg gegen den TV Dinklage die Meisterschaft vorzeitig perfekt machen könnte. Sportlich läuft es bei zehn Punkten Vorsprung auf die Verfolger. Aber Siege allein reichen nicht.
Vom ersten Tag an sei dieser Druck da gewesen, sagt Trainerin Trula Diminidis (41). Wenn sie diese Übermannschaft in dieser Saison nicht zum Titel und damit in die Dritte Liga führt, ist sie der Depp. Der VfL ist jetzt so gut wie durch. Sportlich hat Diminidis ihren Job erfüllt. Stade könnte sich fünf Niederlagen in den letzten zehn Spielen leisten und stünde immer noch am Platz an der Sonne.
Dieser Luxus gibt Diminidis die Zeit, mehr Energie in das Umfeld der Mannschaft zu stecken. In das Drumherum, wie sie sagt. Ein großes Team kümmert sich neben dem Spielfeld darum, dass die Handballerinnen des VfL zur Marke und vor allem zur Alternative im Kampf um die Zuschauer und die Sponsoren werden. „Wir möchten uns abheben von den anderen“, sagt Diminidis. Heimspieltage erhalten längst Event-Charakter. Das letzte Heimspiel gegen den ATSV Habenhausen stand unter dem Motto „Griechischer Tag“. Diminidis, Griechin, aber in Deutschland aufgewachsen, spendierte Teigtaschen. Die Spielerinnen tanzten beim Einlaufen Sirtaki.
„Wir versuchen, eine Euphorie zu wecken“, sagt Diminidis. Gewinnen alleine reiche nicht für eine Euphorie. Die Zuschauer kämen nur wieder, wenn sie Tempo sehen, Kampfgeist, Unterhaltung und handballerische Finesse. Im Spiel gegen Habenhausen führte der VfL schon mit zehn Toren, als in einer Szene der Ball über das Spielfeld rollte und drei Stader Spielerinnen nach einem Vollsprint auf ihn hechteten. Die einzige Gegnerin, die sich ähnlich einsetzte, verlor den Vierkampf. „Das wollen die Leute sehen“, sagt Diminidis.
Nur so hält der VfL Stade derzeit überhaupt die Spannung. Das Team gewinnt seine Spiele im Schnitt mit elf Toren Vorsprung. Gegen einige Gegner könnte der VfL Stade schlecht spielen und würde dennoch gewinnen. Diminidis würde sich unglaubwürdig machen, wenn sie in der Ansprache vor dem Spiel sagen würde, dass der Konkurrent heute eine richtig schwer zu knackende Nuss sei. Deshalb verlangt sie lieber von ihren Spielerinnen, dass sie die Zuschauer begeistern.
In der kommenden Saison und nach dem sehr wahrscheinlichen Aufstieg in Liga drei ändern sich die Vorzeichen um 180 Grad. Diminidis wird nach dem Leistungsprinzip aufstellen und sich sogenannte soziale Wechsel zweimal überlegen. Der VfL wird Spiele verlieren. „Es geht um blanke Punkte“, sagt Diminidis. Darauf freue sie sich.
In seiner unangefochtenen Spitzenposition kann es sich der VfL leisten, zu improvisieren. Diminidis will jungen Spielerinnen wie Målin Ankersen (17) mehr Spielanteile geben, damit sie sich für die 3. Liga anbieten können. Regelmäßig bindet Diminidis talentierte A- und C-Jugend-Handballerinnen ins Frauentraining ein. Den Kader will der VfL für die kommende Saison gezielt verstärken. Die Transfergespräche laufen, mehrere potenzielle Neuzugänge hat der VfL zu Probetrainings eingeladen. Mit Dorit Schwanke hat der Verein bereits eine neue Torhüterin verpflichtet. Die ehemalige Bundesliga-Spielerin Melanie Schliecker hat sich noch nicht entschieden, ob sie dem VfL in der Dritten Liga zur Verfügung steht. Die spielende Co-Trainerin Kirsten Willmann (36) wird ihre aktive Karriere am kommenden Sonntag, 12. Februar, definitiv beenden. Wenn Stade ab 16.15 Uhr bei der HSG Phönix spielt, wird sie das letzte Mal auflaufen. Als Trainerin bleibt sie dem VfL aber erhalten. An der Seite von Diminidis wird sie auch in der kommenden Saison die Anweisungen geben. „Ich will jungen Spielerinnen, die lernen müssen, nicht die Spielanteile wegnehmen“, sagt Willmann.
Quelle: Tageblatt – Daniel Berlin

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