Die Handballerinnen des VfL Stade haben vor 200 Fans gegen den Letzten der Oberliga, Mühlen, 34:22 gewonnen. Es war das letzte Spiel für Kapitänin Mona Hoffmann. Schon nach dem Aufwärmprogramm konnte die 28-Jährige ihre Abschiedstränen nicht mehr halten.Das Warten in den Katakomben, bevor die Einlaufmusik aus den Lautsprecherboxen wummert, dauert eine Minute. Mona Hoffmann kommt es vor wie zehn Minuten. Im rechten Arm hält Mona Hoffmann ihre Nichte Ella. An der linken Hand läuft eine junge Handballerin aus der D-Jugend mit ein. Die Mannschaft folgt der Spielführerin in die Arena. 200 Menschen stehen auf der Tribüne. Viele sind wegen ihr gekommen. Die Kinder drücken Mona Hoffmann 20 rote Rosen in die Hand. Sie kann die Tränen nicht halten.
Die 28-Jährige ist ein Stader Urgestein und in der Sporthalle aufgewachsen. Mit fünf Jahren hatte sie bei den Minis des VfL das erste Mal einen Ball in der Hand. Heute beginnt Hoffmann bei Premium Aerotec in Augsburg ihren neuen Job. Sie folgt als Assistentin dem ehemaligen Stader Airbus-Werksleiter, Kai Arndt, der in Augsburg Anfang Januar Finanzchef wurde. Hoffmann wird künftig für den TSV Haunstetten in der 3. Liga Süd auf Torejagd gehen. Hoffmanns Freund Max tritt nach seinem Studium eine Stelle in München an.
Vier Tore zum Abschied
Die ersten Tränen sind schnell getrocknet. Auf dem Spielfeld wird es gegen Mühlen ernst. Mona Hoffmann drückt der Partie sofort ihren Stempel auf. Nach 15 Sekunden provoziert sie ein Stürmerfoul. In der fünften Minute erzielt sie ihr erstes von insgesamt vier Toren zum 2:1 für Stade. Sportlich tut sich der VfL als haushoher Favorit und Tabellenzweiter aber schwer gegen das Schlusslicht. Technische Fehler und vergebene Großchancen prägen das zähe Spiel, in dem sich die Gastgeberinnen erst Mitte der zweiten Halbzeit einen beruhigenden Vorsprung herausausspielen. Nikola Augustin im VfL-Tor zeigt starke Paraden.
„Diesen Spiel würde ich nicht gerade herunterladen und später meinen Kindern zeigen“, sagt Hoffmann. Leider habe sich der VfL nicht in einen Rausch gespielt. Insgeheim sei sie froh gewesen, dass es gegen Mühlen ging. Ein stärkerer Gegner von der Tabellenspitze hätte dem VfL womöglich die Feier verdorben.
Beim VfL war es nie langweilig
Grund zum Feiern hatte Mona Hoffmann häufiger in ihrer sportlichen Karriere in Stade. „Wir haben immer um den Aufstieg oder gegen den Abstieg gespielt“, sagt sie. Beim VfL sei es nie langweilig gewesen. An die vielen Aufstiege bis in die damalige Regionalliga erinnere sie sich gern zurück, an die Spiele im DHB-Pokal gegen die Bundesligisten aus Rosengarten und Blomberg-Lippe, und natürlich an ihre VfL-Familie, an die Feierbiester, die auch von Sonnabend auf Sonntag im Güldenstern Casino und in der Innenstadt ihr zu Ehren die Nacht zum Tag gemacht haben.
Nach dem Abpfiff geht in der Halle das Licht aus und der Spot an. Unter Tränen verabschiedet Lara Witt ihre Mannschaftskollegin. Kinder halten Schilder hoch, auf denen „Danke Mona“ steht. Auf eine Leinwand projiziert ein Beamer Fotos aus Mona Hoffmanns sportlicher Karriere. Sven Klette-Matzat von der Abteilungsleitung hat Abschiedsgeschenke dabei. Viele ehemalige Weggefährtinnen nehmen Hoffmann in den Arm. Ein letztes Mal steht sie im Mittelpunkt. In ihrem geliebten Wohnzimmer.
Quelle: Stader Tageblatt, Daniel Berlin